Aus dem Buch Világnézeti Válaszok (Antworten zu Weltanschauungsfragen) von P. Béla Bangha S.J.
Man sagt, dass nur der Mensch eine Seele hat, aber Tiere haben auch eine Seele, und sogar die Pflanzen.
Es ist so und daher richtiger zu sagen: Nur der Mensch hat eine rationale oder spirituelle Seele. Aber die tierische oder pflanzliche Seele wird eher das pflanzliche oder tierische Lebensprinzip genannt.
Das Tier hat auch eine intelligente Seele, einen Verstand, und das haben wir schon hundertmal gesehen.
Tiere haben weder einen Verstand, noch eine rationale Seele. Manche Menschen lassen sich dadurch in die Irre führen, dass man bei Tieren manchmal wunderbar zielgerichtete Verhaltensweisen beobachten kann. Aber all das lässt sich durch die Subtilität der Sinneswahrnehmung und vor allem durch den Instinkt erklären, und doch weisen alle Belege darauf hin, dass das Tier keinen unabhängigen Verstand hat. Das Tier kann sich selbst dann nicht helfen, wenn es nur eine sehr kleine Schlussfolgerung und Erfindungsgabe braucht, die nicht durch den Instinkt und die Fähigkeit der Sinneswahrnehmung gegeben ist. Hätten die Tiere einen Verstand, würden sie zum Beispiel nicht seit Tausenden von Jahren in dieselben Fallen tappen.
Tierische und menschliche Vernunft unterscheiden sich nur graduell.
Nicht im Grad, sondern wesentlich. Das Tier kann niemals über die Grenzen hinausgehen, die ihm durch seine sinnlich begrenzte Wahrnehmung und seinen Instinkt gesetzt sind. Es bildet nämlich keine abstrakten Begriffe, zieht keine Schlüsse, treibt keine Wissenschaft und kultiviert keine Kunst: nicht einmal im geringsten. Dies ist kein Unterschied des Grades, sondern des Inhalts.
Auch der Mensch handelt instinktiv, ist er also ein Tier?
Der Mensch handelt in vielen Dingen instinktiv, und in dieser Hinsicht ist er in der gleichen Klasse wie das Tier, mit dem er in seinem physischen Aufbau viel gemeinsam hat. Aber der Mensch handelt nicht nur und ausschließlich nach seinem Instinkt, sondern in vielen Fällen nach seinem Verstand, und deshalb wird er ein rationales Wesen genannt.
Was ist der wesentliche Unterschied zwischen einem rationalem und einem irrationalem Wesen?
Er besteht darin, dass das intelligente Wesen geistige Aktivität en ausübt, die nicht durch die Grenzen der Materie begrenzt sind und daher nicht durch einfache Sinneswahrnehmung erklärt werden können. So denkt der Mensch im wahrsten Sinne des Wortes, d. h. er entwirft Begriffe, auch abstrakte und universelle Begriffe, er urteilt, zieht Schlüsse, analysiert und fasst zusammen, betreibt Wissenschaft und pflegt die Kunst, erfindet, rechnet, schafft Meisterwerke, erkennt den Unterschied zwischen moralisch Gutem und Bösem. Darüber hinaus ist der Mensch frei, zu wählen, zu entscheiden, seinen Willen auszuüben, selbstlos und aufopfernd zu lieben. All dies lässt sich nicht durch bloße materielle Formen und Gefühle erklären, sondern setzt im Menschen ein Lebensprinzip voraus, dessen Aktivität über die streng räumlich und materiell begrenzte Aktivität hinausgeht. Wo es aber eine übermaterielle Aktivität gibt, muss es auch ein übermaterielles Lebensprinzip geben, und dieses übermaterielle Lebensprinzip heißt die spirituelle Seele. Die oben erwähnten Aktivitäten z.B. sucht man beim Tier vergeblich.
Nach Ansicht vieler heutiger Psychologen ist die Seele kein dauerhaftes, eigenständiges Lebensprinzip, sondern lediglich eine Gesamtheit sogenannter geistiger Tatsachen (Wundt und andere).
Darin irren diese Psychologen jedoch eindeutig. Denn das Selbstbewusstsein sagt, dass es nicht nur geistige Tatsachen in mir gibt (Denken, Entschlossenheit, Liebe, Zorn etc.), sondern dass es einen bestimmten und konstanten Träger dieser geistigen Tatsachen gibt: das Ich, das unter den wechselnden geistigen Tatsachen von der Kindheit bis zum Tod derselbe bleibt. Ich war derjenige, der mit 7 Jahren dies oder jenes dachte, mit 15 tat ich diese oder jene sündige oder tugendhafte Handlung, und heute denke ich über diese oder jene Frage nach. Geistige Tatsachen kommen und gehen, das Ich und sein, über Selbstbewusstsein verfügender Träger, die Seele, bleiben eins.
Die Seele ist nichts anderes als ein bestimmter subtilerer Zustand des leiblichen Organismus.
Aus den oben genannten Dingen folgt aber, dass die Seele etwas Edleres ist als die Materie und etwas Geistiges und daher mit keiner noch so subtilen materiellen Substanz identisch sein kann. In der Tat bezeugt das Selbstbewusstsein, dass unser „Ich“ immer dasselbe bleibt. Nach der modernen Naturwissenschaft erneuert sich der Zellbestand unseres Körpers alle Paar Jahre und nimmt völlig andere Substanzen auf; dennoch fühlen wir sehr wohl, dass „wir“ dieselben sind, die wir vor 10-20-50 Jahren waren; wir fühlen alle Taten, Verdienste oder Sünden unserer Kindheit und Jugend als unsere eigenen, obwohl wenn unsere Seele nur eine Substanz wäre, nichts in uns 10-20-50 Jahre lang konstant bliebe.
Der Mensch wird von seinen Eltern ins Leben gerufen, also wird auch die Seele durch Zeugung geschaffen.
Die Seele entsteht bei der Zeugung, aber nicht durch die Zeugung. Materielle Prozesse können kein geistiges Produkt hervorbringen, das heißt, ein Produkt, das der Materie wesentlich überlegen ist. Die Seele wird immer direkt von Gott geschaffen, aber in dem Moment, in dem die belebungsfähige materielle Komponente, die befruchtete Eizelle, durch Zeugung entsteht.
Ist es nicht seltsam, dass Gott die Erschaffung der Seele vom Vorgang der Zeugung abhängig macht?
Daran ist nichts Seltsames, wenn Er es so gewollt und bestimmt hat. Die Seele nimmt den Körper in Besitz, wenn er für diesen Besitz geeignet ist. Und der Prozess, durch dem er geeignet gemacht wird, geschieht nach Gottes Willen durch den Vorgang der Zeugung.
Warum ist die menschliche Seele unsterblich, während die Tier- und Pflanzenseele es nicht ist?
Weil der Mensch eine spirituelle Seele hat, d.h. eine Seele, die über der Materie steht und innerlich unabhängig von ihr ist. Es gibt also keinen Grund, warum sie durch Trennung vom Körper zerstört werden sollte, wie es bei Tieren und Pflanzen der Fall ist.
Was geschieht mit der Seele im Moment des Todes?
Wenn sie aufhört, mit dem Körper verbunden zu sein, fängt sie eine unabhängige Existenz an; sie denkt weiter und hat weiter einen Willen, freut sich oder leidet, aber sie ist jetzt unabhängig vom Körper, von den Sinnen, von den irdischen Gefühlen.
Ist das möglich?
Daran ist nichts unmöglich. Schon zur Zeit der Vereinigung mit dem Körper war die Seele der eigentliche Faktor des Gedanken- und Willenslebens und damit der wichtigere und höhere Teil unseres Menschseins; es ist also nichts Unmögliches daran, dass diese Seele auch nach der Trennung vom Körper ihre geistige Aktivität, ihr getrenntes Leben nicht fortsetzen kann.
Gäbe es also ein Leben nach dem Tod für die Seele, auch wenn es nie eine körperliche Auferstehung gäbe?
Ja, natürlich. Von der leiblichen Auferstehung wissen wir nur durch die Offenbarung, während das Weiterleben der Seele nach dem Tod unabhängig von der Offenbarung bezeugt werden kann. Und in der Tat glaubten auch die Heiden auf dieser Grundlage an das Fortleben der Seele und ihr Leben nach dem Tod. Es ist bekannt, dass alle einigermaßen kultivierten Völker an ein Leben nach dem Tod glauben. […]
Wenn Gott unsere Erlösung im Jenseits will, warum gibt er uns dann so viele Versuchungen? Warum sind dann der Glaube und ein reines Leben so schwierig?
Weil Gott uns das Heil nicht einfach wie ein Geschenk einem Bettler in den Schoß fallen lassen will, sondern wir es uns durch seine Gnade hart erarbeiten sollen. Wer bedenkt, was es bedeutet, das ewige und unendliche Glück im Jenseits zu erlangen, für den kann kein moralischer Kampf, kein Opfer und keine Sorge im Leben ein zu hoher Preis sein.
Aber so werden viele verdammt. Wie kann Gott gut sein, wenn er seine Kinder ins ewige Feuer werfen kann?
Die Strafe des ewigen Feuers ist in der Tat die erschütterndste, die ernsthafteste Lehre aller Religionen und kann nur verstanden werden, wenn man sich folgendes vor Augen hält:
1. Gott ist nicht nur unendlich barmherzig, sondern auch unendlich heilig und gerecht, also muss er die Sünde unendlich hassen und sie bestrafen, wenn sie begangen wird.
2. Gott zwingt niemanden, verdammt zu werden, sondern gibt jedem Menschen genügend Gnadenkraft, um Versuchungen zu überwinden, begangene Sünden mit Reue zu sühnen, seine Gnade wieder zu erlangen und so gerettet zu werden. Anders als Kalvin gelehrt hat, zwingt Gott niemanden zur Sünde, sondern möchte jeden zur Kenntnis der Wahrheit und zum Heil führen. (1 Tim. 2, 4) Wer also verdammt wird, der ist durch eigene Schuld verdammt.
Es gibt Hunderte von Millionen von Heiden, die den wahren Glauben nicht einmal kennen. Werden sie alle verdammt werden?
Auf keinen Fall! In die Hölle kommen nur diejenigen unter den Heiden, die schuldhaft außerhalb des wahren Glaubens geblieben sind und die schwer gegen das natürliche Sittengesetz gesündigt haben und dies nie richtig bereut haben.
Natürlich geschieht das unter den Heiden viel leichter als unter den Christen, und wir müssen unser Möglichstes tun, um alle Heiden so bald wie möglich zu Christus zu führen. Gott will das Heil aller (1 Tim. 2,4). […]
Warum hat Gott nicht wenigstens diejenigen nicht geschaffen, von denen er voraussah, dass sie verdammt werden würden?
Weil er sich bei seiner Schöpfungsabsicht nicht von denen leiten lassen konnte, die wissentlich seine Feinde sein würden; er konnte die Bösen nicht belohnen, indem er sie aus unverdienter Barmherzigkeit nicht erschafft. Er schuf die Menschen und überließ es den Menschen, ob sie gerettet werden möchten oder nicht. Wer sich also für die Verdammnis entscheidet, soll einen Blick auf sich selbst werfen und nicht auf Gott.
Das Leben nach dem Tod ist ein schöner Traum, aber ist er auch wahr?
Warum sollte es ein Traum sein und warum nicht Wirklichkeit? Nur diese enge kleine Welt kann es geben, in der wir uns im Laufe des Lebens bewegen? Es ist eine seltsame Vorstellung, dass nur das wahr sein kann, was innerhalb unseres kleinen irdischen Horizonts liegt.
Das Leben nach dem Tod ist real, denn es ist unmöglich, dass ein weiser und gerechter Gott geistige Wesen, wie sie der Mensch wegen seiner Seele ist, erschafft und sie dann durch den Tod des Körpers ohne Grund und Notwendigkeit vernichtet. Warum hat Er sie dann erschaffen? Warum hat Er vor ihnen die Hoffnung auf ewiges, unvergängliches und wahres Glück aufscheinen lassen? Warum lässt Er dann zu, dass Ungerechtigkeit herrscht und die Ehre auf Erden leidet? Und was für ein Gott würde seine Kinder erschaffen, um sie dann ohne Grund einfach zu vernichten, nachdem sie alle Prüfungen des Lebens durchlaufen haben? Wenn es einen wahren Gott, einen weisen Gott, einen guten Gott gibt – und es gibt Ihn -, dann ist das Leben nach dem Tod, das Weiterleben der menschlichen Seele nach dem Tod, so sicher wie es einen Gott im Himmel gibt.
Aber was wir mit Recht aus den Eigenschaften Gottes ableiten, wird durch die Offenbarungen Christi in ein hundertfaches neues Licht gerückt. Christus hat das ewige Leben gelehrt, und Er wird nicht müde, die Lehre in die Seelen der Menschen einzubrennen: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber seine Seele verliert?“ Er beschreibt ausführlich das Jüngste Gericht, bei dem er als Richter der Welt über das ewige Schicksal eines jeden Menschen entscheiden wird: Die Gerechten wird er zum „ewigen Leben“ führen, die reuelosen Sünder wird er ins „ewige Feuer“ werfen.
Wer Christus nicht für einen Lügner hält, muss an das Jenseits und das ewige Leben glauben.
Woher wissen die Priester, was im Jenseits ist? Sind sie dort gewesen? Haben sie es gesehen?
Nein, sie selbst sind nicht dort gewesen. Du warst noch nie in Neuseeland und glaubst trotzdem, dass es existiert. Die Priester haben das Leben nach dem Tod nicht direkt gesehen. Sie sprechen auch nicht nach ihrem eigenen Wissen oder ihrer eigenen Erfahrung, wenn sie über das Leben nach dem Tod sprechen. Sondern aus den Aussagen von jemandem, der „dort gewesen ist“, der sehr wohl weiß, was im Jenseits liegt.
Christus selbst hat vom Leben nach dem Tod gesprochen, und zwar so deutlich und nachdrücklich, dass jeder, der an ihn glaubt, d. h. jeder, der ein ernsthafter Christ ist, die Lehre der katholischen Kirche über das Leben nach dem Tod akzeptieren muss, die mit der Lehre Christi vollkommen übereinstimmt.
Ich glaube an die Seelenwanderung.
Dann glaubst du an etwas, für das es nicht den geringsten Beweis gibt, für das du nicht die geringste Grundlage in der Vernunft oder der Offenbarung finden kannst. An die Seelenwanderung glauben nur gewisse primitive Heidenvölker, die glauben, dass der Mensch zuerst als Affe, als Katze, als Pferd, als Esel auf die Welt kommt, dann als dieser oder jener Mensch, und dann als ein anderer Mensch. Das ist alles logischer Unfug. Ein intelligentes Wesen kann nicht als Tier auf die Welt kommen, und diese oder jene Person kann nicht als eine andere Person existieren: denn dann wäre er nicht mehr er selbst.
Außerdem steht diese naive Auffassung in offenem Widerspruch zur Offenbarung, denn nach dem Wort Gottes erhält der Mensch seinen ewigen Lohn oder seine ewige Strafe auf der Grundlage dieses Lebens im Jenseits, lebt also danach kein weiteres Leben auf der Erde!
Dieser Text ist unter der Creative Commons Zero License veröffentlicht. Der ursprüngliche Autor starb 1939, daher ist der ungarische Originaltext gemeinfrei.