Am 27. April 2019 hat Bergoglio die sogenannten „Märtyrer von La Rioja“ „seliggesprochen“. Diese waren: Enrique Ángel Angelelli (1923-1976 , Bischof von La Rioja), Carlos de Dios Murias OFMConv (1945-1976 , Franziskanerpate), Gabriel Longueville (1931-1976 , französischer Priester) und Wenceslao Pedernera (1936-1976 , Laie, Aktivist der Landbewegung der Katholischen Aktion). Sie alle lebten während der Militärdiktatur in Argentinien, die bis 1983 andauerte.
Die beiden Priester wurden von Unbekannten auf einen Luftwaffenstützpunkt gebracht, gefoltert und erschossen. Pedernera wurde in seinem Haus von Soldaten erschossen.
Im Gegensatz zu den anderen drei Personen kam Bischof Angelelli bei einem Autounfall ums Leben. Es wird behauptet, dass der Unfall von der Regierung absichtlich herbeigeführt wurde und dass er den Märtyrertod erlitt. Es gibt jedoch keine stichhaltigen Beweise dafür, dass der Unfall tatsächlich ein Mord war. Der einzige Augenzeuge hat ausgesagt, es habe sich um einen Unfall gehandelt. Sein Nachfolger als Bischof von La Rioja, Bernhard (Bernardo) Witte, war sogar der Meinung, dass es sich nur um einen Unfall handelte, wie ich es weiter unten zeigen werde.
Dieser Artikel stützt sich weitgehend auf einen Artikel der ehemaligen Richterin Silvia E. Marcotullio.
Das Leben von Bischof Angelelli
Angelelli, der in seiner Diözese den Spitznamen „Satanelli“ trug, wurde 1923 geboren. Er war ein überzeugter Linker und unterstützte die peronistische, kommunistische Terrorgruppe, die als „Montoneros“ bekannt war.
Er wurde 1949 zum Priester geweiht. Im Jahr 1952 wurde er Berater des Zweigs der Katholischen Arbeiterjugend (JOC) in Cordóba. Im Jahr 1961 wurde er zum Weihbischof von Cordóba ernannt und 1969 zum Bischof von La Rioja.
Die „Bewegung der Priester für die Dritte Welt“ („tercermundistas“) war eine linke Priesterbewegung in Argentinien. Bei einem Treffen von Priestern der Diözese mit Angelelli im Jahr 1971 wurde beschlossen, dass ihr „Denken und Handeln“ zur offiziellen Position der Diözese werden sollte. Priester, die mit dieser Ideologie nicht einverstanden waren, wurden als „Verräter“ bezeichnet. Die Versammlung forderte den Entzug ihrer Fakultäten und die Versetzung von Mönchen und Nonnen in andere Diözesen. Priester und Ordensleute, die mit dieser Bewegung sympathisierten, sollten „rasch zugelassen“ werden, um sie zu ersetzen.
Angelelli vor einem Banner der Terrorgruppe. Der Text lautet: „Der Bischof von La Rioja, Monsignore Angelelli, segnete den Saal und lobte die Bemühungen der peronistischen Genossen.“ Fair use, hier.
Der Unfall
Angelelli war am 4. August 1976 in einem Fiat 125 zusammen mit seinem Vikar Arturo Pinto auf der Nationalstraße 38 unterwegs. Sie waren auf dem Weg vom Dorf El Chamical nach La Rioja, als sie einen Unfall erlitten. Der Fahrer war Pinto. Im Unfall starb der Bischof, und Pinto wurde schwer verletzt.
Die beiden Augenzeugen
Es gibt zwei Personen, die Zeugen des Unfalls waren: Pinto selbst und ein Mann namens Raúl Alberto Nacuzi.
Pinto behauptete, er habe Gedächtnisausfall, änderte aber später seine Aussage. Er behauptete dann, sich an nichts zu erinnern, außer dass er von einem weißen Auto verfolgt wurde.
Nacuzi machte die folgenden Aussagen: „‚Dass er auf einem Mast der Hochspannungsleitung, die die Stadt Patquía mit Chamical verbindet, hockte und diese reparierte. Dass etwa bei Kilometer 1057 der Nationalstraße 38 das Auto (der Priester) nach rechts von der Straße abweicht, ohne abzubremsen, mehr als hundert Meter mit den beiden rechten Rädern auf dem Seitenstreifen fährt und sich von der Straßenmitte entfernt, bis der Fahrer in einem bestimmten Moment mit einem plötzlichen Manöver, als ob er aufgewacht wäre, versucht, in die Mitte der Straße zurückzukehren, als er ein Platzen des Reifens hört, eine Drehung nach links, das Öffnen der rechten Tür, das Herausschleudern eines schwarz gekleideten Körpers und den anschließenden Überschlag auf den gegenüberliegenden Seitenstreifen sieht, wo das Fahrzeug entgegen der Fahrtrichtung, aus der es gekommen war, auf der Seite liegen bleibt‘. ‚Dass die Person, die den Fahrer begleitet, am Boden liegen bleibt. Der Fahrer bleibt im Fahrzeug, bis das Fahrzeug seine Fahrt beendet hat‘. ‚Dass sich zu diesem Zeitpunkt kein anderes Fahrzeug auf der Straße befindet oder auf ihr zirkuliert‘. ‚Dass er im August 1986 im Bistum und auf Anweisung des Bischofs dem Richter Morales das Gleiche gesagt hat und darauf wartete, vor das Gericht geladen zu werden, um das Gesagte zu bestätigen, was jedoch nie geschah‘. ‚Nach der Befragung erhielt er Geldangebote, um nicht zu sagen, was er wusste, und Drohungen, falls er reden würde‘. ‚Dass er am 18. August er den letzten Anruf erhalten habe, in dem ihm 50.000 Dollar angeboten worden seien‘. ‚Dass diese Aussage aus freiem Willen und in der Befürchtung gemacht wird, dass versucht werden könnte, ihn an einer Aussage vor dem Untersuchungsrichter zu hindern‘“.
Dieser Augenzeuge sah keine anderen Autos, während der Autofahrer, der für den Unfall verantwortlich gemacht werden könnte, behauptete, sich an ein weißes Auto zu erinnern, Jahre nachdem er behauptet hatte, er leide an Amnesie.
Nationastraße 38 im Provinz Córdoba, Argentinien. Photo von Daniel P. Gauer, CC-BY auf Flickr, hier
Angelellis Nachfolger: Es war ein Unfall!
Der nächste Bischof von La Rioja war Bernhard (Bernardo) Witte (Bischof von La Rioja 1977-1992, 1992 nach Concepción versetzt, gestorben 2015). Er erklärte 1988 in der Zeitung La Nación: „Wir sind überrascht, dass der mysteriöse Tod von Monsignore Angelelli als Mord eingestuft wurde, ohne dass ausreichende Beweise vorlagen.“
Als er 2001 in den Ruhestand ging, schrieb er einen Brief an die Gläubigen, in dem er erklärte: „Im Laufe der Zeit ist es mir gelungen, das Drama um den tragischen Tod von Monsignore Enrique Angelelli aufzuklären und zu präzisieren, dass die Mächte des Bösen, die die Priester Carlos und Gabriel und den Laien Wenceslao Pedernera ermordet haben, auch den Bischof töten wollten. Doch sein Tod war die Folge eines Verkehrsunfalls. Es ist zu hoffen, dass der Zeuge, der ehemalige Priester Arturo Pinto, seine Erinnerungen an diese Tragödie wiedererlangt.“
Das Gerichtsverfahren im Jahr 1990
Am 20. April 1990 erklärte das Berufungsgericht von Córdoba (Cámara de Apelaciones de Córdoba): „Es wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um den Sachverhalt zu klären….. Trotz all dieser Maßnahmen ist es nicht möglich, sicher zu sein, dass die Tat auf eine böswillige Handlung zurückzuführen ist. Es ist erwiesen, dass der Tod durch einen Unfall verursacht wurde, aber in diesem Stadium der Untersuchung, das als erschöpft gilt, gibt es nicht genügend Elemente, um zu bestätigen, dass der Unfall provoziert wurde.“
Das Gericht erklärte also, dass es keine Beweise für einen Mord gibt.
Das neue Gerichtsverfahren im Jahr 2014
Im Jahr 2014 wurde der Prozess erneut aufgerollt, ohne dass neue Beweise ans Licht kamen. Ein Gericht verurteilte zwei Personen zu lebenslanger Haft für den Mord an Angelelli. In diesem Gerichtsverfahren wurde behauptet, dass „[…] ein helles Fahrzeug – vermutlich ein Peugeot 404 – sich ihm [dem Auto von Angelelli] mit hoher Geschwindigkeit genähert hat, das von bisher nicht identifizierten Personen gesteuert wurde, die in der gleichen Richtung fuhren und das Auto links überholten und ihn absichtlich abrupt nach rechts manövrierten, woraufhin eine Explosion passiert ist, das Auto sich vom Asphalt löste und in Form eines Halbkreises auf den Seitenstreifen fuhr, um dann wieder auf die Straße zu gelangen, wo er sich überschlug, was zum Tod von Mons. Angelelli und die Verletzungen von Arturo Pinto führte […]“
Zur Erinnerung: Der einzige Augenzeuge, der nicht an Amnesie litt, sagte, dass es kein anderes Auto gab! Marcotullio weist darauf hin, dass die anderen Zeugen, die zur Unfallstelle kamen (zwei Traktorfahrer, die Holz transportierten, Primitivo Reynoso und Aber Fabio Luna, sowie ein Autofahrer aus dem Gebiet, Carlos A. Argola), ebenfalls keine Anzeichen für ein anderes Auto sahen. Das einzige weiße Auto, das sich dort befand, war das Auto des oben genannten Argola, der die Behörden über den Unfall informierte.
Außerdem hat man nie festgestellt, wer eigentlich das angebliche „weiße Auto“ fuhr.
Selbst wenn es Mord war, war es definitiv kein Märtyrertod
Die katholische Kirche hat strenge Kriterien, um jemanden zum Märtyrer zu erklären. Ein Märtyrer ist ein Christ, der für seinen Glauben getötet wird. Der Mörder des Märtyrers tötet ihn aus Hass auf seinen Glauben („odio fidei“).
Wenn Angelelli getötet wurde, dann wegen seiner sozialistischen politischen Ansichten, definitiv nicht wegen seines katholischen Glaubens oder irgendetwas, das direkt damit zusammenhängt. Der Bischof Angelo Becciu, der damals „Präfekt“ der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse war, hat dies in einem Interview zugegeben: „Er setzte sich für diese Armen ein, indem er Gewerkschaftsverbände und Genossenschaften gründete. […] Er war ein Opfer derer, die nicht in ihren privilegierten und herrschaftlichen Positionen gestört werden wollten. Er wollte der Stimme der Ausgebeuteten Gehör verschaffen und ihre Würde als Personen verteidigen.“ Auch wenn jemand etwas Bewundernswertes tut und dafür getötet wird, ist das kein Märtyrertum.
Der bekannte argentinische katholische Blogger Wanderer hat es so formuliert: „Ich glaube, dass Angelelli nur unter den militanten Aktivisten der linken Parteien einen Ruf der Heiligkeit hatte.“
Famatina in der Provinz La Rioja, in 2012. CC-BY-NC 2.0 auf Flickr von Rogério Tomaz Jr. hier.